Winter im Herzen by Marianne Döring

Winter im Herzen by Marianne Döring

Autor:Marianne Döring [Döring, Marianne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2015-01-15T00:00:00+00:00


Auf dem Rummel

Langsam gingen die Ferien dem Ende zu. Das Wetter war nicht mehr so warm, und im Schwimmbad wurde es leerer. Manchmal ging ich noch alleine hin. Der Mann war bei jedem Wetter dort, sogar wenn es regnete, und immer waren auch Kinder um ihn herum.

Eines Tages fragte er mich: »Hast du gesehen, dass auf dem Bünder Marktplatz ein großer Rummel aufgebaut wird? Sie sind fast fertig damit.«

Ich hatte es natürlich gesehen, denn mein Weg zum Schwimmbad führte direkt daran vorbei.

»Ja«, rief ich begeistert, »ganz toll finde ich das. Rummel ist überhaupt das Allergrößte von der ganzen Welt. Ich liebe den Rummel«, und dann begann ich, alles aufzuzählen, was so ein Jahrmarkt zu bieten hatte. »Es gibt tolle Karussells dort, Lose kann man kaufen und große Geschenke gewinnen, rote Zuckeräpfel essen, Pfefferminzschokolade, und vor allem gibt es dort so kleine Käppchen zum Aufsetzen, an die man viele Anstecker machen kann.«

Meine Begeisterung kannte keine Grenzen. Obwohl ich wusste, dass ich von Lilo nie Geld für den Rummel bekommen würde, erzählte ich immer weiter. Er hörte zu – und streichelte mich. Mir wurde das erst nach einer Weile bewusst, aber als ich es spürte, kam wieder dieses unangenehme Gefühl in mir hoch, und ich versuchte, es zu unterdrücken.

»Ich lade dich zum Rummel ein, kaufe dir alles, was du möchtest, wenn du sehr lieb zu mir bist«, sagte er plötzlich. Ich sprang auf, hüpfte begeistert im Kreis um ihn herum und sang voll Freude: »Au fein, oh wie schön, ich darf auf den Rummel gehen!«

»Wann gehen wir denn, können wir nicht bitte, bitte gleich morgen gehen? Ich möchte so gerne!«

»Wenn du willst, gehen wir morgen. Da fängt der Rummel ja an. Aber du darfst niemandem davon erzählen«, sagte er plötzlich mit sehr ernster Miene.

»Das würde ich nie tun! Meine große Schwester würde es sowieso nicht erlauben und mich verprügeln, sobald sie etwas davon mitbekäme«, entgegnete ich.

Wir verabredeten uns für den nächsten Nachmittag am Kettenkarussell. Ich wusste, Lilo würde erst gegen 18.00 Uhr von der Arbeit kommen und bis dahin wäre ich längst wieder zu Hause.

Aufgeregt wartete ich nur noch auf den nächsten Tag. Mein großes Geheimnis war bei mir sicher. Nach der Schule erinnerte ich mich ohne Probleme an alle meine Pflichten, bürstete gründlich den Sisalläufer auf der Treppe, polierte die Seiten und das Geländer mit dem Staubtuch, machte mich singend an den Abwasch, putzte Waschbecken sowie die Toilette und sah auch sonst überall nach, ob Ordnung herrschte.

Endlich war es Zeit, loszugehen. Schon von Weitem dröhnte mir die Jahrmarktsmusik entgegen. Meine Schritte wurden immer schneller. Endlich war ich am Kettenkarussell und suchte nach dem Mann. Doch er war nirgends zu sehen. Ich wartete und wartete. Immer wieder ging ich durch das Menschengewühl um das Karussell herum. Schade, es wäre so schön gewesen! Aber er hatte mich belogen. Langsam bummelte ich weiter über den Platz. Viele Kinder waren da. Sie hatten Luftballons, ganz besonders dicke und bunte sogar, aßen Süßigkeiten, einige von ihnen hatten große Lebkuchenherzen um den Hals hängen. Das hatte ich mir auch schon immer gewünscht.



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